Tag 43:
Gegen die Wand

Mir kullern gerade Tränen über die Wangen. Und was ist wieder einmal der Auslöser? Ein Mann! Noch schlimmer: Die Kommunikation mit einem Mann.

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr Gesprächsbedarf habt und euch etwas emotional belastet, doch die Gegenseite mauert? Diese Momente, in denen die Emotionen mit einem Achterbahn fahren? Situationen, in denen man mit wertschätzender und respektvoller Kommunikation alles im Handumdrehen lösen könnte, aber der andere sich dem verweigert? Stattdessen steht man vor einer Wand. Nirgendwo eine Tür und der einzige Weg hindurch entweder Beten oder ein Vorschlaghammer.

Ich hasse es mich dem anderen und seiner Sichtweise auf die Dinge ausgeliefert zu fühlen. Sollte es nicht selbstverständlich sein, sich den Fragen des Gegenübers zu stellen? Sollten wir uns gegenseitig nicht einen erwachsenen Austausch Wert sein? Insbesondere, wenn wir diese Person auf mehr als einen Kaffee in unser Leben gelassen haben?

Kommunikation ist alles!

Ich hatte am Freitag ein Training zum Thema Projektmanagement. Die Quintessenz des Ganzen: „Kommunikation ist das Wichtigste, um ein Projekt erfolgreich zu machen.“ Wenn wir eine Beziehung nun als Projekt ansehen, dann ist diese Schlussfolgerung einfach übertragbar.

Offenheit wird in unserer Gesellschaft als mutig angesehen. Ehrlich zu seinen Gefühlen zu stehen und diese anderen zu vermitteln, gilt schon fast als kleine Heldentat. Die Norm ist Verschlossenheit und innen etwas anderes zu empfinden, als was man nach außen hin zeigt. Es ist der Ausspruch „Ich suche nach der Richtigen“ und sich innerlich zu denken: „Aber mit dir will ich nur Sex. Nur wenn ich dir das sagen würde, würdest du mich wohl nicht ranlassen. Also spiele ich dir vor, was du hören willst, bis ich bekommen habe, was ich möchte.“

Weil ich meine Welt öffne, erwarte ich auch von dem anderen, dass er seine Gedanken und Überlegungen offenlegt, sodass wir beide wissen woran wir sind und jeder auf Basis einer klaren Faktenlage entscheiden kann, was er oder sie möchte. Das Verheimlichen oder Verdrehen von Gefühlen, um nach außen hin anders zu scheinen, bedeutet für mich den Mitmenschen hinters Licht zu führen. Ein Mensch, der sich zurückzieht, wenn es schwierig wird und nicht erreichbar ist, wenn er nicht reden möchte, ist für mich ein absolutes No-Go.

Die Fähigkeit einen offenen und respektvollen Austausch miteinander zu pflegen, ist für mich das A und O, damit zwei Menschen langfristig miteinander glücklich sein können. Sie sind an der Sichtweise des anderen interessiert und wollen diese verstehen. Zum einen, um nachvollziehen zu können wie die Welt für den anderen aussieht, zum anderen um miteinander eine gemeinsame Wirklichkeit zu erschaffen. Ich schaue nach links und du nach rechts, einer nach vorn und der andere nach hinten, aber wenn wir uns unsere Eindrücke erzählen, können wir ein umfassendes Bild von der Welt bekommen. Alles, was es dafür braucht, ist, dass wir miteinander sprechen.

Mich dem anderen und seiner Sichtweise auf die Welt zu öffnen, ebnet einen Lösungsraum. Sich der emotionalen Bedürfnisse der Gegenseite auf gewisser Weise anzunehmen – egal ob man miteinander verheiratet ist oder nur eine kurze Affäre hatte, ist die Verantwortung die wir eingehen, wenn wir in das Leben dieses Menschen eintreten.

Natürlich könnte man auch sagen, dass jeder für seine eigenen Probleme und Sichtweisen selbst verantwortlich ist und diese selbst bereinigen muss. Selbst – ohne auf andere Personen, die darin verwickelt sind, zugehen zu dürfen. Es geht in dem Dialog – so wie ich ihn vor meinem inneren Auge habe – auch nicht darum, einen Schuldigen zu bestimmen. Alles wovon ich spreche ist, sich den Fragen des anderen zu stellen, wenn dieser einen darum bittet. Sicher ist man diesem weder verpflichtet, noch muss man ab jetzt jeden Abend emotionalen Seelentröster spielen. Aber ein „ich möchte, dass es dir gut geht und wenn ich dir mit meiner Sichtweise dabei helfen kann, nehme ich mir gern die Zeit dies zu tun“ ist aus meiner Pespektive ein sehr wertschätzender Umgang miteinander.

Nur eins gibt es dabei zu beachten, nämlich sein Herz dabei offenzuhalten. Sobald wir es verschließen und innerlich die Geschütze auffahren, ist jede weitere Kommunikation zum Scheitern verurteilt. Deshalb wünsche ich mir für meine Zukunft einen Herzensmenschen, der mit seinen eigenen Emotionen und den Emotionen anderer erwachsenen umgehen kann. Ein Mensch, der in der Lage ist sein Herz zu öffnen und offenzulassen, wenn es Reibung gibt und einen, dessen Worte aus seinem Herz heraus in die Welt strömen, anstatt seinen alten Wunden zu entspringen.

Soweit mein heutiges Wort zum Sonntag! 😉  Ich würde mir wünschen, dass ihr mindestens einem Menschen heute euer Herz öffnet. Sagt etwas, das schon lange gesagt werden wollte, seid geduldig, mitfühlend und einfühlsam und lasst eure Worte dabei durch euer Herz fließen.

 

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