Tag 33:
Loslassen von Erinnerungen und Zukunftsfantasien
(Teil 1)

Im gestrigen Post schrieb ich darüber das Loslassen auf drei Ebenen zu lernen:

  1. Loslassen von Hoffnungen
  2. Loslassen von Erwartungen
  3. Loslassen von Ängsten

Nach reichlichem Überlegen, würde ich den ersten Punkt gern noch einmal anders formulieren:

  1. Loslassen von Erinnerungen und Zukunftsfantasien

Und genau darum soll es heute in einem ersten Teil gehen. Denn wie ich euch bereits gestern geschrieben habe, fällt mir das im “Jetzt” sein, extrem schwer.

Im Zusammensein mit Männern ist es für mich eine große Herausforderung folgende Position einzunehmen:

Dieser Moment ist jetzt und ich akzeptiere es, wenn er zu Ende geht und lasse mich auf eine ungewisse Zukunft ein.

Stattdessen will ich ihn festhalten – den Moment und somit auch den Mann, mit dem ich diesen erlebt habe. Warum denn auch loslassen, was sich so wunderschön anfühlt? Es ist wie eine Sucht und das aktuelle Objekt meiner Begierde ist meine Droge. Mit ihm zusammen zu sein und Zeit – real oder digital – zu verbringen, macht mich glücklich. Die Glückshormone strömen in mein Blut und erzeugen die wunderschönsten Gefühle. Jeder Kontakt ist ein neuer Kick. Und mit jedem Kick, werde ich ein Stück weiter abhängig von dieser Person, die es schafft diese Emotionen in mir auszulösen.

Alles ist neu und ich bin hoffnungsvoll und euphorisch, dass es diesmal langfristig funktionieren wird. Zusammen mit den Glücksgefühlen strömen die Zukunftsprojektionen in meinen Kopf. Das Glück scheint so greifbar nah. Und gleichzeitig ist es so fragil, weil es „von außen“ verursacht wird. Es ist so toxisch, weil es Salz in meine alten Wunden streut, anstatt ein heilsamer Balsam für diese zu sein.

Sobald die ersten Wochen des Kennenlernens vorübergehen und das Adrenalin beim Gedanken an den anderen ein bisschen weniger durch die Adern fließt, schwächen sich diese Kicks ab. Ich bin wie die Ratte, die fortwährend auf den Knopf drückt, der sie vorher mit Futter versorgt hat, aber nun keine Snacks mehr in ihren Käfig fallen. Auf einmal fühle ich mich abhängig und hilflos.

Wenn es dann zu einer weiteren Distanzierung kommt und eine Trennung möglicher scheint als das große gemeinsame Glück, setzt der Entzug ein. Und mit ihm das unbändige Verlangen nach meiner süßen Droge. Ich will die Intensität der gemeinsamen Zeit, wie sie am Anfang war festhalten. Ich will das Glücksgefühl der gemeinsamen Momente, nach denen ich mich so lange Zeit gesehnt habe, nicht wieder loslassen. Schließlich musste ich so lange darauf warten, dass ich Angst habe, es nicht noch einmal zu finden. Allein die Vorstellung all das wieder ziehen lassen zu müssen, ruft meine Abwehrmechanismen auf den Plan. Ich kämpfe und will es festhalten. Loszulassen käme mir vor wie ein Todesstoß. Alle meine Rezeptoren wehren sich gegen die bevorstehende Trennung – egal wie vernünftig diese rational betrachtet wäre. Es ist dieses finale Aufbäumen vor einer Trennung, dass ich auch gestern beschrieben hatte. Der Kampf darum, dass die gemeinsamen Momente doch irgendwie – wenn auch unter Schmerzen – beibehalten werden können. Es ist die Angst vor dem Verlust dieses Rauschs. Und damit einher geht das Nicht-Wahrhaben-Wollen, dass es für beide besser ist, das eigene Leben ohne den anderen weiterzuführen. In letzter Konsequenz sind es die Zukunftsfantasien, die als erlösender Hoffnungsanker gegen all die Qualen im Jetzt dienen. Sie aufgeben zu müssen und wieder in die anstrengende Gegenwart zurückzukehren, ist ernüchternd und quälend.

Wie oft habe ich mich auf Männer eingelassen, die im Jetzt nicht gut für mich waren, ich aber in der Gegenwart hoffte, dass das in der Zukunft anders sein wird. Männer, die im Jetzt zu viele Probleme hatten. Und doch glaubte ich jedes Mal aufs Neue, dass wir eine tolle Zeit zusammen haben werden, wenn dies überstanden ist. In der Zwischenzeit müssten wir eben kämpfen, anstatt zu sagen: “Jetzt passen wir gerade nicht zusammen. Räum doch erstmal dein Leben auf, so wie ich mein Leben aufräumen werde und dann können wir ja morgen oder übermorgen schauen ob es dann besser mit uns passt.”

Stattdessen dachte ich immer: Dieser Mann ist jetzt in mein Leben geschickt worden, also muss ich ihn auch jetzt annehmen und das Beste daraus machen. Ich dachte immer meine Lektion wäre kämpfen und Geduld aufbringen. Heute glaube ich das Gegenteil: Meine Lektion war immer das Loslassen zu lernen.

Und ja: Das redet sich alles so schlau. Wie oft habe ich mir in letzter Zeit vorgenommen im Jetzt zu sein und den Ist-Zustand zu bewerten sowie danach zu handeln, statt die Hoffnungen meinen Kopf vernebeln zu lassen? Viel zu oft bin ich mit dem Versuch gescheitert!

Leider habe ich noch nicht das Geheimrezept gefunden wie dies zu ändern ist, aber ich werde versuchen eins zu entwickeln. 😉

 

P.S.: Hier der direkte Link zu Teil 2 (einfach anklicken)

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(Teil 1)

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