Folge deinem Herzen
(Teil 2)

Hier folgte der zweite Teil zur schönsten Liebesgeschichte des Jahrhunderts (den ersten Teil findest du hier):

Wir haben ein Match für dich

Nach meiner Fahrt durch die Alpen und meine Ansprache an meinen imaginären Mr. Right, parkte ich meinen Bulli an den Füßen des Forggensees in Bayern. Für alle, die wie ich geografische Defizite haben, möchte ich ergänzen, dass dieser See zu Füßen von Schloß Neuschwanstein wirklich absolut malerisch gelegen ist. Es war spät geworden, denn mein T4 tuckert nur mit 120km/h durch die Landschaft und mittlerweile war auch die Sonne schon untergegangen. Ich freute mich also auf den wunderschönen Blick beim Aufwachen, machte den Motor aus und kramte nach meinem Handy, weil ich in der Dunkelheit des Parkplatzes ein wenig Licht brauchte. Dabei sah ich eine Nachricht einer guten Freundin auf meinem Telefon, die mein Leben veränderte. Sie lautete folgendermaßen: „Basierend auf der Einrichtung deiner Wohnung und den Büchern, die du liest, haben wir ein Match für dich!“ Es folgte ein Foto und ein paar Eckdaten zu einem Mann aus Vancouver, Kanada. 34 Jahre, indische Wurzeln und ein breites Grinsen.

Besagte Freundin hatte während der Zeit meines Urlaubs nämlich Besuch von Freunden aus Kanada und da ich ja unterwegs war und der Besuch eine Bleibe brauchte, bot ich ihnen für ihren Hamburgbesuch meine Wohnung an. Während ich also nicht zu Hause war, videotelefonierte der kanadische Besuch mit einem Freund aus Kanada und dabei fiel den beiden auf, dass wir wohl einige Gemeinsamkeiten hätten. Insbesondere meine Bücher zum Thema Buddhismus und die Buddhastatuen und -kerzen, die in meiner Wohnung stehen, erweckten Interesse. Also wurden auch noch meine Bilder gezeigt, die von mir in meiner Wohnung hängen – darunter passender Weise auch ein paar in Sari und indischen Tempeln. Das Interesse wurde größer und es erwuchs die Idee, dass wir uns kennenlernen sollte. So kam es schließlich zu der Nachricht auf meinem Telefon, die quasi wie ein Dating-App-Profil angelegt war und mich fragte, ob es ok wäre, meine Kontaktdaten nach Vancouver weiterzuleiten.

Ohne weiter darüber nachzudenken, sagte ich „Ja! Na klar, den hätte ich auf Tinder auch gematched.“ und mein Herz wusste genau, dass dies der Mann war, dem ich wenige Stunden vorher im Bulli dazu aufgerufen hatte, sich doch jetzt endlich auf den Weg zu mir zu machen. Es war so surreal und wunderschön zugleich. Gleichzeitig versuchte ich im Hier und Jetzt zu bleiben und zu schauen, wie sich die Geschichte entwickeln würde. ‘Head over heels’ war ich beim Dating schließlich schon oft genug gewesen. In der Zwischenzeit hatte ich daher gelernt solchen Situationen mit einer entspannten emotionalen Zurückgelehntheit zu begegnen. Es wird passieren, was passieren soll. Kontrollieren kann ich das Ganze eh nicht.

Digitales Kennenlernen

Am nächsten Morgen hatte ich eine erste Nachricht von meinem indischen Kanadier auf meinem Telefon und es klickte sofort. Wir konnten uns kaum bremsen und schrieben stundenlang miteinander, entdeckten direkt tausende Themen, die wir im persönlichen Gespräch vertiefen wollten und verabredeten uns für ein Videocall-Date zwei Tage später, wenn ich wieder zurück zu Hause und mit stabilem Internetempfang sein würde. Aus diesem Videocall wurden ganze 4 Stunden Lachen, anregende Gespräche, gemeinsames Kochen und eine rundum gute Zeit. Ich hatte bis dato noch niemals in meinem Leben mit irgendwem 4 Stunden videotelefoniert und als ich – der Zeitverschiebung sei Dank – viel zu spät ins Bett ging, hatte ich das Bild von ihm die ganze Nacht vor meinem inneren Auge. Ich war aufgekrazt und ruhig zu gleich und ich war so gespannt wie sich das Ganze weiterentwickeln wurde.

Als ich aufwachte, hatte ich eine Guten-Morgen-Nachricht von ihm auf dem Display und wir sind seither nie wieder ins Bett gegangen ohne uns ‚Gute Nacht‘ zu wünschen oder aufgewacht ohne uns eine kleine Guten-Morgen-Nachricht zu schicken. Und ja, ich gebe zu, dass klingt unglaublch kitschig. Aber es ist eben genau das, was mir in einer Beziehung wichtig ist – egal was der Alltag bringt und wie busy man manchmal ist, der erste Gedanke am Morgen und der letzte am Abend sollte jeweils einander gelten.

Es folgten noch ein paar weitere ähnlich lange Videotelefonate, viele gemeinsame Yoga-Einheiten, Kochen und Musik machen vorm Display und die zweite Corona-Welle, die im Oktober 2020 vorsichtig an die Tür klopfte. Wir wusste, dass wir uns entweder direkt kennenlernen müssten oder aufgrund von Reisebeschränkungen wahrscheinlich über viele Monate nur digitalen Kontakt leben und uns nicht persönlich kennenlernen könnten. Für mich war leider glasklar, dass ich nicht einfach in den Flieger steigen und nach Kanada fliegen konnte, schließlich hatte ich gerade alle meine Rest-Urlaubstage aufgebraucht und konnte frühestens wieder für Januar 2021 Urlaub einreichen. Mir waren also die Hände gebunden, denn so sehr ich ihn gern live und in Farbe kennengelernt hätte, um zu schauen, ob wir uns real genauso gut verstehen wie in der digitalen Welt, war es mir einfach unmöglich dabei auch nur den kleinen Schritt auf ihn zuzugehen. Also waren wir mit einer Entscheidung konfrontiert: „Was machen wir nun?“

Die Fortsetzung folgt bald im nächsten Post…

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