Tag 59:
Ich packe meinen Koffer

Ich habe euch gestern bereits angekündigt, dass ich mein Leben grundlegend überdenken möchte. Für mich ist meine Unklarheit bezüglich dessen was ich in Sex und Beziehungen möchte nur ein Symptom einer generellen Unklarheit in meinem Leben. Nachdem ich realisiert habe, dass so vieles, das bisher mein Leben ausgemacht und bestimmt hat, auf falschen Glaubenssätzen beruhte, stellt sich für mich die Frage wie mein Leben aussehen würde, wenn ich komplett frei und selbstbestimmt leben würden.

Wer würde ich sein?

Was würde ich tun?

Wie und wo würde ich leben?

Was wären meine Träume?

Um dies herauszufinden, habe ich folgenden Gedanken im Kopf: Ich würde gern eine Reise starten – mit nichts an mir außer der Bekleidung, die ich an diesem Tag trage, meinem Reisepass und einem leeren Rucksack. Ich möchte alles, was bisher zu mir und meinem Leben gehörte ganz bewusst loslassen, um noch einmal ganz von vorn beginnen zu können. Ich möchte noch einmal bei Null starten und den Koffer meines Lebens packen. Statt unreflektiert das zu übernehmen, was mir in der Kindheit entgegen gebracht wurde, bin ich heute alt und erfahren genug, um zu überlegen was davon ich wirklich will. Bei allem was mir ab dieser Stunde Null begegnet, gilt es zu überlegen ob ich diese Dinge wirklich in meinem Leben haben will. Ich rede dabei von Menschen, Hobbys, Zielen, Besitz, Erwartungen, etc. All das, was ein Leben ausmacht. Dies zu beurteilen und noch einmal die Chance zu haben Ja oder Nein zu sagen. Absolute Unbegrenztheit im Denken. Keine alten Strukturen oder Abhängigkeiten. Pure Freiheit.

Ich möchte das sein, was ich in meinem Leben noch nie war – in einem kindlich explorativen Entdeckergeist. Ich möchte diese wunderschöne Welt erforschen. Als Kind und Teenager hatte ich nicht die Möglichkeiten dazu. Als junge Erwachsene haben mich die Strukturen meiner Kindheit so sehr geprägt, dass ich mich schon mit 19 Jahren nicht mehr getraut habe, nach dem Abi eine große Reise zu machen, sondern brav zu funktionieren, mein Studium zu beginnen und die liebe und präsente Freundin an der Seite meiner ersten großen Liebe zu sein. Ich habe so viel nachzuholen. Es gibt so viel zu entdecken.

Am liebsten würde ich die Lufthansa anrufen und fragen welches der nächste Flug nach weit weit weg ist, denn ich mit meinen Meilen bekomme. Vielleicht würde ich auch mit meinem Rennrad einfach losfahren und schauen wo es mich hinträgt. Oder aber mit einem VW Bus durch die weiten Skandinaviens fahren. Was ich nicht will, ist einen Plan für diese Reise zu haben. Ich möchte das erste Mal in meinem Leben komplett planlos sein. Ich möchte frei bestimmen wohin, was und wie lange. Ich möchte mich so gern einfach mal treiben lassen.

Als Teil dessen würde ich gern all die alten Naturvölker besuchen und mir ihr Wissen zu Leben, Liebe und Heilkunst aneignen. Ich würde so gern eine umfassende Ausbildung in traditionell chinesischer Medizin bei einem absoluten Experten in China machen, ich würde gern mit Delphinen schwimmen, Waisenkindern helfen und mit alten Menschen in Altenheimen „Mensch ärger dich nicht spielen“ und ihnen Geschichten vorlesen. Es gibt so unglaublich viel das ich noch tun will. So viele Träume, die ich nicht für eine Beziehung aufgeben würde. Eine solche Beziehung muss sich, wenn sie sein soll, in diese Freiheit einfügen.

Ich kann euch beruhigen. Ich werde nicht gleich morgen diese Reise starten. Gerade habe ich in meinem alten Leben noch einiges abzuarbeiten. Aber ich weiß, dass ich diese Reise irgendwann machen möchte. Dieser Aufbruch ist so etwss wie mein Lebenstraum. Vielleicht wird diese Reise sogar zu meinem Leben. Ich konnte mir noch nie vorstellen mein Leben lang für eine Firma zu arbeiten und eine jahrzehntelange Karriere abzuspulen. Meinem Wesen entspricht viel mehr ein lebenslanges Entdecken, Lernen und Wachsen.

Mein erster Schritt in diese Richtung ist mir klarzumachen, was ich in meinem Leben alles tun möchte. Ich möchte eine Wunschliste für mein Leben anlegen. Nicht um diese gleich abzuarbeiten, sondern um eine Landkarte für mein neues Leben zu haben. Und ich fange direkt heute damit an.

Es gibt ein paar Dinge, die mir spontan einfallen, wenn ich darüber nachdenke, worauf ich zurückschauen möchte, wenn mein Leben eines Tages zu Ende gehen wird. Ohne tiefergreifende Betrachtung, fallen mir folgende Dinge ein:

  1. Ich möchte Kinder
  2. Eisbaden
  3. Unzählige Rennradtouren
  4. In einem Haus am See/in der Natur leben
  5. Ein ganzes Jahr nicht arbeiten (mindestens)
  6. Straßenmusik machen
  7. “Read all about it“ von Emeli Sande auf dem Klavier spielen und dazu singen
  8. Eine Weltreise machen
  9. Eine gewisse Zeit in einem buddhistischen Kloster leben und mehr über Buddhismus lernen
  10. Meine große Liebe finden

Über andere Dinge muss ich erst noch weiter nachdenken. Außerdem gibt es da noch die Dinge, die verlockend klingen, aber die ich erst erleben muss, um sie beurteilen zu können. Die Liste ist im Fluss. Neue Dinge werden hinzukommen, andere werden – mit ein bisschen Abstand betrachtet – anders aussehen. Aber eines ist klar, ich möchte mein Leben meinen Träumen widmen und diese leben, statt ein Leben zu führen, dass mich vielleicht irgendwann einmal glücklich machen wird. Ich will kein Leben im Konjunktiv. Von nun an gibt es für mich nur noch das Glück des Augenblicks. Dieses soll ab jetzt der Kompass meines Tuns sein.

Ich denke jeder Mensch hat diese Liste. Welche Priorität man diesen Wünschen zukommen lässt, ist jedem selbst überlassen und sicher sehr abhängig von der eigenen Lebenssituation inwieweit man die Möglichkeit hat diese zu realisieren. Ich möchte nicht mehr länger über meine Träume sprechen. Ich werde sie Leben.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Neugierde, Dankbarkeit und Abenteuerlust.

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