Tag 341:
Kennenlernen 2.0

In den letzten Wochen meiner männerfreien Zeit bereite ich mich Stück für Stück auf mein “Leben danach“ vor. Das klingt hart. Aber genauso fühlt es sich an. Denn ich bin mir bewusst, dass alles, was ab jetzt kommt, mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr Arbeit werden wird. Auf die Theorie will Praxis folgen. Das, was ich denke, will in neue Verhaltensmuster überführt und diese wollen trainiert und gefestigt werden.

Eines ist klar, das Leben wird am Ende diesen Jahres nicht aufhören mir Herausforderungen  anzutragen, an denen ich wachsen kann. Ich werde Männer kennenlernen und ich werde mit Sicherheit schöne genauso wie nicht so schöne Gefühle empfinden. Nur habe ich keine Angst mehr davor – vor dem einen genauso wenig wie vor dem anderen. Ich habe verstanden, dass alles dazu gehört. Dass das alles Leben und wesentlicher Aspekt meines persönlichen Wachstums ist. Ich sehe jede Herausforderung heute als Chance über mich selbst hinauszuwachsen anstatt mich gescheitert zu fühlen, wenn ich aus meiner emotionalen Balance komme. Jeder emotionale Staub, der heute bzw. in Zukunft aufgewirbelt wird, zeigt mir, wo ich noch nicht gut genug Staub gewischt habe und wo ich noch einmal mit dem emotionalen Reinigungstrupp vorbeischauen muss. Jede Imbalance gibt mir die Gelegenheit meine neuen Verhaltensweisen noch intensiver zu üben. Jede Träne ist Heilung.

Ich habe mir daher überlegt was ich brauche, wenn ich an zukünftige Kennenlernphasen und emotionale Annäherungen mit Männern denke. Was ich in diesen Momenten brauche, ist ein Anker, der mir Halt und Kraft gibt. Ein Anker für die Situationen, wenn mich die Wellen meiner Emotionen mal wieder an den Punkt kurz vor dem Ertrinken bringen. Da ich ein sehr emotionaler Mensch bin, bringen mich meine Gefühle nämlich sehr oft aus meiner Balance und versetzen mich in einen emotionalen Ausnahmezustand, den ich persönlich überhaupt nicht ausstehen kann. Ich fühle mich dann wie in einem Wirbelsturm der Emotionen und habe das Gefühl akut lebensbedroht zu sein. Oft will ich dann einfach nur raus, vergesse jedoch manchmal einfach wie. Ich vergesse, dass der Schalter für meine Gefühle nicht im Außen zu finden ist, sondern ganz allein in mir liegt. Und genau dafür brauche ich eine Erinnerung in turbulenten Zeiten.

Ich habe daher ein paar Grundregeln für anstehende emotionale Großwetterlagen bzw. Kennenlernphasen aufgestellt – die Phasen, in denen alles noch so unsicher ist und stützende Routinen fehlen. Diese sollen mir helfen mich zu erden und meine Emotionen mit ein wenig Ratio anzureichen, wenn es gerade mal wieder allzu bunt ist und ich in alte emotionale Verhaltensmuster abrutsche. Sie sollen mir ein Anker für das sein, was ich glaube, wenn ich mit meinem wahren Selbst verbunden bin und alles etwas entspannter sehe. Denn wenn ein Trigger kommt, der meine emotionalen Ausnahmezustände heraufbeschwört, ist es genau das, was ich brauche: Ein wenig mehr Distanz und Stabilität während die Gefühle in mir ihr Unwesen treiben.

Wenn ich heute emotional werde – insbesondere aufgrund von Männern – dann lese ich mir meine “Grundregeln” durch und erinnere mich daran, wie klar, einfach und entspannt alles sein kann, wenn ich gerade nicht bis Oberkante Unterlippe im Sumpf der Emotionen stecke. Ich habe mir diese Regeln auch als Memo eingesprochen – in einem Zustand emotionaler Stärke – sodass ich mich selbst an meinen eigenen Haaren aus diesem Sumpf ziehen kann.

Diese Grundregeln sind Folgende:

  1. Denke nicht so viel, sondern höre auf dein Gefühl. Es ist alles nicht so schlimm, wie du es gerade glaubst. Das Leben ist eine Abfolge von Erfahrungen, die kommen und gehen. Nimm es nicht so ernst.
  2. Glaub daran, dass alles gut ist bzw. werden wird – auch wenn deine Saboteure gerade etwas anderes sagen. Und dann glaube nochmal und nochmal und nochmal. Mach dich von der Erwartung eines bestimmtes Resultats frei und begreife, dass es nur eine von vielen möglichen Optionen ist. Du wirst die Erfahrung machen, die jetzt gerade richtig für dich ist. Nimm sie an und wachse daran.
  3. Lächle und sei glücklich, egal nach welchem Rezept dein Hormoncocktail gerade gemischt worden ist.
  4. Gib dem Leben und der Liebe Zeit sich zu entfalten. Sei geduldig – auch mit dir selbst. Gib dich dem Prozess hin. Zusammenwachsen braucht Zeit – so wie Bäume Zeit brauchen, um Wurzeln zu schlagen.
  5. Du darfst sagen, was du brauchst. Es ist ein Angebot, das der andere annehmen kann oder eben auch nicht. Liebe dich und deine Bedürfnisse und habe keine Angst davor zu sagen was du brauchst oder auf Ablehnung zu stoßen. Wenn du deine Wünsche nicht äußerst, kann sie der andere auch nicht erfüllen.
  6. Du darfst Fehler machen und aus ihnen lernen.
  7. Achte darauf nicht zu “süchteln”, sondern dir weiterhin deine eigenen Energie- und Glücksquellen aufrecht zu erhalten. Tue was dir gut tut und höre auf zu glauben, dass dies nur in der Vereinigung mit einer anderen Person sein kann. Ein bis zwei Treffen pro Woche sind für die ersten 2-3 Monate vollkommen ok, um sich ganz entspannt und ohne Erwartungsdruck kennenzulernen.
  8. Vertraue darauf, dass du dir alle deine emotionalen und körperlichen Bedürfnisse selbst befriedigen kannst – auch wenn es manchmal nicht so scheint. Es geht!
  9. Wenn es wehtut oder schwierig ist, bedeutet es, dass du noch kämpfst und nicht in der vollständigen Hingabe bist. Was will noch losgelassen werden? Wo kannst du dein Herz noch weiter öffnen? Sei voller Liebe!
  10. Du hast es dir verdient geliebt zu werden. Lass es einfach zu und glaube daran.
  11. Nimm die Scheuklappen ab und sieh die Schönheit der Welt. Hör auf dich im Mangel zu fühlen, wenn Person X gerade nicht bei dir ist. Du hast so viel Gutes in deinem Leben und bist so unendlich beschenkt. Wenn du dich im Mangel fühlst, dann erkenne dies und schaffe selbst Fülle in deinem Leben bzw. erinnere dich an diese Fülle, die jeden Moment präsent ist. Manchmal vergisst du nur sie zu sehen. Hör auf von anderen zu erwarten, dass sie für dein Wohlbefinden zuständig sind. Du bist kein Kind mehr! Aber du darfst dich um dein inneres Kind kümmern.
  12. Erinnere dich daran, dass du weder deine Gefühle, noch deine Gedanken oder Taten bist.
  13. Du bist genug!!!
  14. Der einzige Mensch, den du von dir überzeugen musst, bist du selbst.
  15. Sei dankbar für Grenzen – auch sie zeigen dir den Weg.
  16. Erlaube anderen die gleichen Freiräume, die du auch für dich möchtest.
  17. Es kommen gute und schlechte Tage bzw. Momente. Aber diese kommen auch so. Lass dich davon nicht entmutigen.
  18. Nutze deine Sexualität nicht um eine Verbindung zu erschaffen, die nicht da ist. Sei ehrlich zu dir selbst!

Mir geben diese Leitsätze eine enorme Kraft. Wenn ich sie lese, dann fühle ich mich so klar, kraftvoll und verbunden. Und wenn ich nach dem Lesen noch einen Zweifel daran habe, dass alles gut ist, lese ich sie einfach noch einmal – solange, bis sich das Gefühl bzw. die Energie in mir beruhigt und geklärt hat.

Gehörst du auch zu den Menschen, die sich von ihren Emotionen manchmal ganz schön mitgenommen fühlen? Dann nimm dir diese Regeln und wandele sie entsprechend ab, sodass sie auf deine emotionalen Muster passen. Du kannst dir auch deine eigenen Regel bzw. Leitsätze aufschreiben. Tue dies aus einer Situation der Klarheit heraus und hole diese Liste hervor, wenn dich deine Gefühle gerade quälen. Erweitere diese Liste gern regelmäßig mit Dingen, die du über dich lernst. Erinnere dich in jedem Moment, dass du weder dein Gefühl, noch deine Gedanken, noch deine Taten bist und verbinde dich wieder mit deinem wahren Selbst.

Viel Spaß beim Reiten deiner emotionalen Wellen! Und denk daran: Je besser du surfen kannst, desto größere Wellen kannst du nehmen. Es ist alles eine Frage des Trainings.

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