Tag 289:
Innere Stimme vs. Ego-Impulse

Im gestrigen Post habe ich euch ein paar meiner Lieblingsbücher vorgestellt. Diese haben mir u.a. geholfen mich und mein Ego zu hinterfragen und die innere Stimme meines wahren Selbst besser hören zu können. Ich hatte bereits im Post zu Tag 276 „Auf die innere Stimme hören“ vom Unterschied zwischen der inneren Stimme und den Manipulationen des Egos erzählt. Und heute möchte ich noch einmal genauer darauf eingehen, wie man beides unterscheiden kann.

Früher fiel es mir enorm schwer zu verstehen, was meine innere Stimme sagt und was mir mein Ego ins Ohr flüstert. Ich konnte zwischen beidem nicht differenzieren. Irgendwie war alles eins und ein großes Stimmenwirrwarr und Kopfchaos. Je mehr ich über Dinge nachdachte, desto verwirrte wurde ich oft. Wichtige Entscheidungen zu treffen viel mir deshalb oft schwer.

Das Ego ist ein Meister der Wandlungsfähigkeit und der Verschleierung. Es kommt mit vielen verschiedene Masken, hinter denen es sich verstecken kann und erzählt viele abenteuerliche und verquere Geschichten. Je mehr du dich darauf einlässt ihm zuzuhören, desto mehr Gedanken steigen in dir auf, die alle zu keinem Ziel führen, sondern nur dafür da sind einen Nebel in deinem Kopf zu erzeugen, sodass du am Schluss keinen Schritt Richtung positiver Veränderung unternimmst. Oft lullt es dich ein und macht dich träge. Gleichzeitig können die Flausen des Egos enorm verlockend klingen. Auch mich verleitete es oft zu spannenden Abenteuern und erzählte mir, dass ich sonst langweilig wäre, wenn ich nicht dies oder jenes tun würde. Insb. durch den Kurs in Wundern habe ich gelernt bzw. bin immer noch dabei, die Eigenarten des Egos zu verstehen und so leichter zu durchschauen. Für mich liegt der Unterschied in Resonanz vs. Dissonanz bzw. den Unterschieden in meinem Ich-Gefühl.

Wenn es mein wahres Ich ist, das spricht, dann fühle ich mich dabei ruhig und besonnen. Das, was es mir sagt, hat in der Regel Zeit und erfordert keine überschnellen Reaktionen. Es bedeutet Frieden für mich sowie andere und stimmt mit dem ein, was mir Gott oder eine andere imaginäre weise Person empfehlen würden. Es ist kein Ziel, dessen Weg ich unter Selbtskasteiung und Leid gehen muss, um irgendwann anzukommen. Ganz im Gegenteil, jeder Schritt auf dem Weg dorthin ist bereits voller Freude und entspricht meinem Wesen. Wenn ich hingegen gerade einem Manipulationsversuch meines Egos unterliege, dann fühle ich mich hibbelig, aufgedreht, wütend, ängstlich oder auf eine andere Weise irgendwie unangenehm. Ich spüre eine Enge, derer ich mich am liebsten sofort entledigen möchte. Seine Eingebungen wollen sofort ausgeführt werden und suggerieren mir oft überschnelle und unüberlegte Handlungen, denn wenn ich mir Zeit zum ruhigen Nachdenken nehmen würde, würde ich das Wesen des Egos darin entdecken. Es drängt uns deshalb zu sofortigem Handeln und erzeugt eine gewisse Dringlichkeit, damit es nicht entlarvt werden kann.

Ich kenne dies u.a. von meinen Handlungen in Bezug auf Männer. Alles musste dabei immer sofort jetzt passieren. Ein Aufschub meiner Impulse schien unmöglich. Auch wenn eigentlich gerade ein wenig Ruhe und Zeit gebraucht wurden, um mich zu besinnen und aus einem Ort innerer Ruhe zu handeln. Diese Ruhe und Besonnenheit waren mir dann in der Regel nicht möglich. Ich war aus meiner Balance gebracht.

Die Geschichten, die mir mein Ego erzählte, waren in der Regel nach folgendem Schema gestrickt: „Wenn ich nicht sofort handeln/um den anderen kämpfen würde, dann wäre die Chance für immer vertan. Er könnte dann vermutlich ganz plötzlch eine andere kennenlernen, wodurch mein Klammern und Festhalten unbedingt notwendig wären.“ Sehr beliebt war auch die Illusion der besonderen Beziehung. Mein Ego konstruierte die Situation gern so, dass nur „dieser Eine“ meine Wünsche erfüllen könne und alle anderen sowieso unzureichend wären bzw. ich nach ihm niemals wieder jemanden kennenlernen würde, der so wäre wie er. Es manövrierte mich gedanklich in eine Abhängigkeit. Obwohl ich z.B. unter einer bestimmten Situation im Hier und Jetzt litt, ließ es mich emotional daran kleben und in diesem Einen meine Erlösung erhoffen, weil es wusste, dass ich sie dort sowieso nicht finden würde. Nur so konnte es mich in einer Art Unglücksspirale halten und seine Existenz sichern. Denn je isolierter und einsamer bzw. je mehr ich im Mangel war, desto getrennter fühlte ich mich von der Schönheit der Welt. Anstatt die Fülle und Grenzenlosigkeit zu spüren, kreierte es Enge und Begrenztheit herrschen. Es musste mich unbedingt in dieser Illusion halten, denn Erfüllung ist der Tod des Egos.

Das Ego braucht Bestätigung im Außen. Seine Impulse sind darauf angelegt, dass du dein Glück von Außen beziehst Es glaubt an Angst, Angriff, Gefahr und Verteidigung. Es hält dich klein und will dich davon ablenken, dass du alles, was du brauchst, bereits in dir hast. Außerdem kommst du bei dem, was dir das Ego sagt, in der Regel nie an. Entweder ist dir das, was du erreichst, nicht gut genug oder du brennst dich auf dem Weg dahin aus bzw. sabotierst dich selbst bei dem Erreichen deiner Ziele. Und vor allem bist du oft nicht in der Lage einen gesunden Abstand zu der Situation einzunehmen, die dir helfen würde das Ganze neuzubewerten und zu hinterfragen.

Im Gegensatz dazu ist der Weg der inneren Stimme voller Freude – auch wenn das nicht heißt, dass alles immer einfach ist und ohne Probleme läuft. Du bleibst mit dir und deiner Umwelt verbunden und kommst nicht vom rechten Weg hab. Das was dir deine innere Stimme sagt, stimmt mit deinen Wertevorstellungen überein. Du bleibst in Balance und es geht dir auch langfristig gut. Ideen, die sich bspw. bei mir während einer Meditation ergeben, sind in der Regel ruhig, entfalten sich langsam und erfüllen mich mit Frieden, währenddessen ich dabei bin diese umzusetzen.

Der erste Schritte auf dem Weg deine innere Stimme wahrzunehmen bzw. diese von den Impulsen des Egos zu differenzieren, ist dir überhaupt erst einmal darüber klar zu sein, dass es da verschiedene Stimmen in dir gibt. Gute sowie schlechte Ratgeber in deinem Kopf, mit oft ganz unterschiedlichen Intentionen. Viele Menschen sind mit den Gedanken in ihrem Kopf nämlich so identifiziert, dass sie denken das wären alles sie. Wenn es dir schwer fällt zwischen beiden zu differenzieren, dann bist du wahrscheinlich nicht so sehr geübt darin dich selbst zu spüren. Wenn wir nämlich immer nur im Außen sind und uns nicht trainieren auch mal innezuhalten und uns die Zeit zu nehmen in uns zu gehen und in uns zu spüren, dann wissen wir oft gar nicht, wie sich dieses “Ich” eigentlich anfühlt. Je mehr du es schaffst durch Meditationen und andere Achtsamkeitspraktiken wie bspw. Yoga ein Bewusstsein für dein wahres Selbst und deinen inneren Raum zu bekommen, umso leichter wird es dir fallen die Quelle deiner Gedanken zu unterscheiden. Bist du schon gut darin dich in Ruhe zu spüren und hast Probleme bei dir zu bleiben, wenn die Hektik des Alltags um dich herum tobt,  hilft es oft schon einfach nur ein paar Mal tief durchzuatmen und eine Pause im Denken zu erzeugen. Super ist es auch eine kurze Meditation zu machen und deinen inneren Raum wahrzunehmen. Versuche zu deiner inneren Ruhe, einem Ort innerer Klarheit und Weisheit zurückzufinden bevor du wichtige Entscheidungen treffen musst. Ich meditiere z.B. oft wenn ich mich bezüglich einer Sache nicht entscheiden kann. Auch die berühmte Nacht darüber schlafen, kann schon helfen einen gewissen Abstand zu erzeugen. Wichtig ist bei allem bewusst zu bleiben. Das Ego hasst Bewusstheit – dagegen kommt es einfach nicht an. Es zieht sich dann mitsamt seinen Ideen schnell wieder zurück. Die Ideen deiner innere Stimme hingegen werden klarer, lauter und deren Impulse beständiger, je öfter du es schaffst bei dir zu sein.

Zusätzlich habe ich noch ein paar Fragen zusammengestellt, die dir helfen können zu differenzieren welche Natur die Stimme hat, die dir gerade Ideen und Gedanken einflüstert:

1. Würdest du das Ganze auch dann tun, wenn niemand davon erfahren würde bzw. wenn du nachher nicht davon erzählen könntest?
2. Würdest du es tun, wenn du damit keinen Erfolg im Außen hättest? Würde es dir im Moment trotzdem genug Spaß machen, damit sich das Ganze lohnt?
3. Würdest du es tun, wenn du keine Gegenleistung dafür bekommen würdest (bspw. emotional oder materiell)?
4. Glaubst du, dass diese Idee/dieser Gedanke diese Welt zu einem besseren Ort machen würde?
5. Ist das Ganze für langfristiges Wohlbefinden angelegt oder würde es dir nur einen kurzfristiges Kick geben?
6. Welchen Einfluss hat deine Idee auf andere? Willst du irgendjemanden damit verletzten, es ihm „beweisen“, von jemandem gesehen werden, von jemandem etwas bekommen etc.?
7. Tust du das Ganze aus einer Angst heraus oder ist der Gedanke voll von Liebe und Wohlwollen für dich und andere?

Ich möchte zum Schluss noch ein wunderschönes Video zum Finden des eigenen Lebensziels mit dir teilen. Auch das kann dir helfen zu differenzieren welcher Stimme du folgen solltest. Es ist genau die, die mit den Dingen übereinstimmt, die auf deiner Liste (siehe Video) stehen. Schreibe diese Liste, lies sie morgens nach dem Aufwachen als erstes am Tag, trag sie bei dir und nutze sie als Kompass. Das ist eine wunderbare Übung, um Klarheit für dich zu schaffen!

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