Beziehungsupdate:
Meine Erkenntnisse nach den ersten sechs Monaten

Heute bin ich nach meiner Sexpause offiziell sechs Monate in einer Beziehung. Ja, der Mann, der am Ende meiner Männerauszeit in mein Leben kam, bereichert es auch heute immer noch an jedem neuen Tag. Mittlerweile wohnen wir sogar zusammen. Es wird also Zeit für ein Zwischenfazit und auch für eine realistischere Darstellung dessen, was eine Beziehung ist und bietet. Denn das, was ich in den letzten Monaten innerhalb meiner Partnerschaft erlebt und an Erkenntnissen gewonnen habe, ist ganz anders als das Bild, das ich vorher von einer erfüllten Beziehung hatte und gleichzeitig viel schöner als die Illusionen, denen ich früher erfolglos hinterhergejagt bin. Es ist echter und genau darum geht es mir hier – in Zeiten, in denen so viele Social Media-Pärchen stets glücklich und beseelt in die Kamera lächeln einen realistischeren Blick auf Beziehungen zu liefern. Eine Beziehung beginnt nämlich da, wo man aufhört nach ständigem Glück im Miteinander zu suchen und sich auf das Leben einlässt. Denn eine Partnerschaft ist nicht immer „schön“, sie ist wie das Leben – eine Sinuskurve mit ständigen Wechseln von Auf’s sowie Ab’s. Es ist keine rosarote Wolke auf der man die ganze Zeit schwebt. Das heißt aber nicht, dass das nicht auch schön sein kann. Stattdessen geht es viel mehr um das gemeinsame Wachstum und die Entwicklung als Paar sowie als Individuum. Sobald ich begann mich von meiner romantischen, aber leider sehr realitätsfernen Vorstellung einer Beziehung zu verabschieden, konnte ich beginnen die Realität anzunehmen und mich in ihr wohlzufühlen. Wer diese Perspektive auf ein gemeinsames Leben einnehmen kann, hat die Chance abseits der Traumvorstellungen auch in der Realität glücklich zu werden. Denn der Grund, warum ich früher immer wieder aus Beziehungen geflüchtet bin und das Gefühl hatte, mein Glück in der Liebe einfach nicht zu finden, lag darin, dass das, was ich suchte, nicht zu finden war. Eine Beziehung ist einfach nicht wie ein Hollywood-Film und das ist auch gut so. Daher folgt jetzt meine wichtigsten sieben Erkenntnisse aus meinen letzten sechs Monate Beziehungsleben:

1.Eine Beziehung ist der perfekte Ort für persönliches Wachstum

Ein Mann, der dich will, zeigt dir, dass er dich will und teilt dein Leben mit dir. Wenn du ständig unnahbare Männer anziehst, die dich auf Abstand halten, dann wahrscheinlich genau deshalb, weil du dies unbewusst so möchtest. Es gilt diesen Knoten zu lösen und dich bereit zu machen dich einem anderen Menschen gegenüber wirklich zu öffnen. Das kommt mit einer ganzen Menge neuer Erfahrungen einher. Wenn du diese nicht als Gefahr, sondern als Chance des Wachstums begreifst, wählst du eine wunderschöne Perspektive, die es dir ermöglicht auch jegliche Herausforderungen, die ihr miteinander durchlebt, aus einer Position innerer Dankbarkeit wahrzunehmen. Denn sobald ich meine Beziehung als Ort meiner Persönlichkeitsentwicklung begriffen hatte, lerne ich jeden Tag tatsächlich so viel mehr über mich, wachse immer weiter und komme über dieses „wir“ auch immer besser an mein Ich bzw. an mein spirituelles Ziel von dauerhaftem inneren Frieden heran. Den „Stillstand“ und die Komfortzone innerhalb von Beziehungen, die ich früher gefürchtet habe, stellen sich heute ganz anders dar. Ich bin noch nie so sehr gewachsen, wie in den letzten sechs Monaten, denn die Konflikte, die wir miteinander haben, treten mir immer wieder in den Arsch mich selbst zu hinterfragen und mich zu bewegen, um über meinen Status Quo hinauszuwachsen. Vor allem deshalb, weil ich mich nicht in dem kleinen Kokon meiner eigenen Welt verstecken kann und durch die Interaktionen mit meinem Partner immer wieder einen Spiegel meiner eigenen Unzulänglichkeiten vorgehalten bekomme. Wer wachsen will, wird in einer Beziehung genug Möglichkeiten finden, wenn man sich der eigenen Verantwortung als Teil dieser annimmt und nicht erwartet, dass der andere seine Welt ständig um sich kreisen lässt.

2. Liebe ist die Wahl, die du triffst

Eine Beziehung ist eine Entscheidung, die dort beginnt wo der eigene Egoismus aufhört. Zu Lieben ist ebenso eine Entscheidung. Es gilt einfach immer wieder sein Herz zu öffnen, auch wenn das eigene Ego oder das innere Kind gerade verletzt wurden. Aber nur, weil ich mich gerade nicht nach Liebe fühle, heißt das nicht, dass ich mein Herz verschließen und meinem Partner meine Liebe entziehen sollte. Eine Partnerschaft ist nämlich genau das – immer wieder und wieder und wieder zu lieben und sich immer wieder zueinander zu bekennen, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Die Liebe, nach der du dich sehnst und von der du denkst, nicht genug zu haben, ist die Liebe in dir. Fühlst du dich von deinem Partner nicht ausreichend geliebt, dann gib mehr Liebe. Es ist an dir die Geschichten in deinem Kopf sowie die Be- und Verurteilungen der anderen Person sowie deren Verhalten abzulegen und ihr voller Wohlwollen zu begegnen. Schließlich ist es maßlos egoistisch zu erwarten, dass immer der andere den ersten Schritt auf dich zugehen muss. Mach selbst den ersten Schritt und öffne nach jedem Streit direkt wieder dein Herz und wende dich deinem Partner liebevoll zu bzw. verschließe es gar nicht erst. Wer den spirituellen Weg geht und Annahme sowie Herzöffnung praktizieren möchte, findet in einer Beziehung den perfekten Ort dafür.

3. Zeit zum Kalibrieren einplanen

Je enger man miteinander Zeit verbringt, desto mehr Dinge wollen abgestimmt und in Einklang gebracht werden. Und ja, das ist normal. Wir nennen das unsere gemeinsame „Kalibrierungsphase“. Da wir uns sehr früh entschieden zusammenzuziehen (nach 2 Monaten), hatten wir hier sicher mehr zu kalibrieren, als andere Pärchen in dieser Phase der Beziehung. Und gerade weil es für mich das erste Mal war, mit einem Mann auch gemeinsame vier Wände zu teilen, brachte dies einige Herausforderungen mit sich. Diese anfänglichen Reibungen sind normal und kein Zeichen dafür, dass man nicht zusammen passt. Also nicht gleich weglaufen, sondern einlassen. Immer wieder! Im Rückblick kann ich sagen, dass genau diese Entscheidung mich in meiner Sicht auf Beziehungen maßgeblich voran gebracht und meine vorher realitätsfernen Beziehungsideen hat nachreifen lassen. Es war sozusagen, wie ein Beziehungs-Bootcamp, das mich mit ganz neuen Herausforderungen in Kontakt gebracht hat. Diese Straße war insbesondere am Anfang immer mal wieder holprig. Heute lachen wir darüber. Und auch das ist Beziehung – den anderen nicht zu verurteilen und zu verzweifeln, nur weil er noch nicht alles problemlos hinbekommt, sondern ihm entsprechend Zeit und Raum zu geben, um in neue Situationen hineinzuwachsen.

4. Selbstfürsorge bleibt weiterhin wichtig

Um mich in unserer Beziehung so wohl zu fühlen, wie vorher in meiner Singlewelt, war es für mich ganz wichtig meine Verantwortung für mich selbst nicht abzugeben, sondern weiterhin eine gesunde Selbstfürsorge zu praktizieren. So wie auch vorher, muss ich mir immer wieder Zeit für mich nehmen, um mein Innenleben aufzuräumen und mit mir im Reinen zu bleiben. So, wie ich auch als Single immer wieder meine Konflikte in mir aufgeräumt habe, muss ich dies auch innerhalb einer Beziehung machen. Mein Partner muss da gar nichts tun, denn meine Verurteilungen und Bewertungen sind allein in meinem Kopf und die gilt es aufzulösen, um wieder in Frieden zu sein. Manchmal scheint es nur leichter die Verantwortung für unser Wohlbefinden abzugeben und sie einem anderen aufzudrücken. Aber das sind kindliche Muster und die haben in einer erwachsenen Beziehung nichts zu suchen.

5. Es ist ok, wenn es “ok” ist

Nicht alles so ernst nehmen! Am Anfang wollte ich über jedes noch so kleine Problem reden. Ich hatte den Glaubenssatz in mir, dass eine erfolgreiche Beziehung harte Arbeit ist und ich mit vollem Einsatz darum kämpfen müsste. Also fand ich auch immer wieder genug „Baustellen“, an denen ich arbeiten konnte. Außerdem wollte ich immer Harmonie, weil ich Dissonanzen nicht ertragen konnte. Aber eine Partnerschaft ist nicht nur schwarz oder weiß, sondern hat ganz viele wundervolle Graustufen dazwischen. Ich gewöhnte mich also daran, dass es ok ist, wenn eine Beziehung auch einfach mal „nur“ ok ist und übe mich weiterhin fleißig darin Meinungsverschiedenheiten einfach mal auszuhalten, anstatt immer alles klären zu wollen. Denn leider ist dies nicht in allen Belangen möglich – manchmal muss man einfach damit leben, dass beide dauerhaft unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Themen haben und es keiner weiteren Bekehrung bedarf.

6. Große von kleinen Problemen trennen

Und ja, auch in der schönsten Beziehung nervt man sich immer mal wieder. Aber auch das geht vorbei. Es geht nicht darum das zu verhindern, sondern sich vom Genervtsein nicht nerven zu lassen und es stattdessen einfach geschehen und vorbeiziehen zu lassen. Wie ein Regenschauer nach dem wieder die Sonne kommt. Die wahre Kunst eine langfristig glückliche Beziehung zu führen, liegt für mich heute darin kleine Reibungen, die man einfach ziehen lassen kann, von echten Problemen zu unterscheiden, die man angehen muss, um das Beziehungsfundament stabil zu halten. Manchmal ist dies ein schmaler Grad, doch je öfter man ihn geht, desto besser wird man darin.

7. Man verliebt sich nicht nur einmal!

Und jetzt noch etwas wirklich Schönes: Man verliebt sich nicht nur einmal! Ich habe mich seit dem Beginn unserer gemeinsamen Reise immer wieder neu in meinen Partner verliebt – immer wieder wenn ich eine neue Seite an ihm entdecke, wenn er mir voller Liebe begegnet, wenn wir uns länger nicht gesehen haben und uns voller Freude in die Arme fallen oder wenn wir uns gezankt haben und danach mit einem offenen Herzen aufeinander zugehen, weil wir uns wieder neu füreinander entscheiden. Ich glaube, dass genau dieses „sich immer wieder neu verlieben und sich immer wieder neu füreinander zu entscheiden“ bestimmt, ob man langfristig miteinander zusammenbleibt. Denn wenn neben der Liebe, die immer tiefer wird, auch immer wieder mal neue Schmetterlinge dazukommen, macht das Ganze richtig Spaß und bietet die perfekte Mischung zwischen frischer Verliebtheit und beständiger Partnerschaft.

Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen: Schatz, ich liebe dich! Danke, dass du mich zum Wachsen bringst, mich in deinen Armen hältst, mein Anker bist und meine Sonnen- sowie meine Schattenseiten erträgst. Es gibt niemandem, den ich auf dieser Reise lieber an meiner Seite hätte.

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2 Gedanken zu „Beziehungsupdate:
Meine Erkenntnisse nach den ersten sechs Monaten
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  1. Danke für deine reflektiertern Gedanken und viel Glück weiterhin! Bin nochmal zufällig auf deine Seite und siehe da, ein neuer Artikel 🙂

    Grüße,
    Linda

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